Frühling 2006 ~                  
Patient Merlot bei der 

Frau Tierpsychiater!
 

Nach jedem rassigen Merlot-Tango fielen meine Menschen in einen melancholischen Merlot-Blues! Aufgrund meiner schillernden Eskapaden fühlten sich meine Rudelführer hundeelend und führten mir zuliebe ein richtiges Hundeleben!

An einem lauen Frühlingsabend war ich wie so oft mit meinem Herrchen auf einem Schnüffelspaziergang unterwegs. Zum x-ten Mal brillierte ich in meiner Königsdisziplin „AUF & DAVON!“. Dieses tausendundeine Mal war definitiv das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Wieder in unserem „Dahei“ sagte mein Rudelführer deprimiert, ratlos, traurig und verzweifelt zu meinem Frauchen: AUS! FERTIG! SCHLUSS! VORBEI!

Unsere Situation musste wirklich wahnsinnig schlimm sein, sonst hätte mein cooler und souveräner Rudelführer niemals diese dramatische Aussage gemacht! In der Tat wurden meine drei kleinen grossen Ticks immer ausgeprägter und extremer. Mein Hirn tickte sehr oft verdreht und wesensfremd. Deshalb befürchtete meine Familie schon einen Hirntumor!? Meine Menschen wandten sich verzweifelt an meinen Doktor in Khur. Dieser schloss zum Glück einen Hirntumor sofort aus - und - WAS noch? BINGO! Der Herr Tierdoktor machte das einzig Richtige und dringend Notwendige: Er verwies meine Rudelführer an eine ihm bekannte Verhaltensmedizinerin!

WAS ist denn ein Verhaltensmediziner? Ist das ein Psychologe oder ein Psychiater? Gibt es denn auch für Tiere Fachärzte in Psychiatrie??? Fragten sich meine Menschen erstaunt und machten sich sofort schlau:
Im Gegensatz zum Tierpsychologen klärt der Tierpsychiater / Verhaltensmediziner zuerst ab, ob eine körperliche Ursache für die Verhaltensstörung in Frage kommt. Nach einer seriösen Abklärung & Diagnose verschreibt der Verhaltensmediziner an erster Stelle eine Verhaltenstherapie und - wenn grosse Not am Hund - auch Medikamente.
DARUM sind Verhaltensmediziner immer Tierärzte mit dem Fachgebiet Verhaltensmedizin!

 
 

Wenn Merlot zum x-ten Mal eine Reise tut, wird hoffentlich endlich alles gut!? Am 23. Mai 2006 machte ich mich guten Mutes mit meinen Rudelführern auf den Weg zu der vom Herr Tierdoktor empfohlenen Frau Tierpsychiater. Leider führen weder diese Verhaltenstierärztin noch ein adäquater Tierarzt mit dem Fachgebiet Verhaltensmedizin eine Praxis im Kanton Graubünden! Sehr schade für mich und (wie) viele andere verhaltensauffällige Bündner Hunde!?

Also musste ich mit meinen Menschen zum x-ten Mal eine Reise ins Flachland unter meine Pfoten nehmen. Bei der Verhaltensmedizinerin angekommen, sammelte ich ALLE meine physischen und psychischen Kräfte, um auch hier einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. WARUM freuten sich denn dieses EINE Mal meine Rudelführer sooo sehr über meine Eskapaden??? BINGO! Für eine seriöse Abklärung & Diagnose war es für die Frau Tierpsychiater gaaanz wichtig, mich in voller Action zu erleben!

Die Verhaltensmedizinerin und ihre Kollegin beobachteten mein auffälliges Verhalten sehr genau und kritzelten während meiner One-Dog-Show viele komische Zeichen auf ein Papier. Beide Verhaltenstierärztinnen kamen nach dieser intensiven und seriösen Abklärung einstimmig zu der Diagnose ADHS!? Meine Menschen waren sehr erleichtert. Endlich hatten wir eine Diagnose und meine Ticks einen Namen!
WAS bedeutet denn ADHS? Diese Abkürzung steht für das bei Kindern bekannte und das bei Erwachsenen verborgene Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom.

Na so was! Denkt Ihr bestimmt verwundert!? WO doch ALLE kontaktierten Hundetrainer und Kynologen tausend Mal wiederholten: Merlot ist noch jung! Merlot ist in den Flegeljahren! Merlot ist ein Youngster! Merlot ist ein typischer Ur-Golden Retriever! Merlot ist völlig OKAY!?
Die Frau Tierpsychiater war nicht sehr amüsiert über das gedankenlose und teils überhebliche Verhalten von diesen „klugen“ Hunde-Experten!

WARUM hatte in erster Linie die Hobby-Hundetrainerin aus meiner Welpen- und Junghundezeit dummerweise x-mal nicht den Mut, meine Menschen so früh wie möglich an einen Verhaltenstierarzt zu verweisen?
OBWOHL in den von der Frau „Kynologin“ sooo zahlreich besuchten Kursen in *Kynologie immer wieder auf diese Dringlichkeit hingewiesen wird!?

Zum x-ten Mal blieb uns die sprachlose Hobby-Hundetrainerin eine Antwort schuldig. Zum x-ten Mal wollte sich die Frau „Kynologin“ nicht zu weit aus dem Fenster lehnen!

 
 
Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat. Deswegen muss man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen.
Verfasser unbekannt
 
Unter *Kynologie versteht man die wissenschaftliche Lehre von den Hunden. Hundelehre: Griechisch: „kynos“ = Hund ~ „logos“ = Lehre